Individuelle Einlagen sind sind für viele Läufer ein wichtiges Tool, um beschwerdefrei laufen zu können. Felix Heppeler vom Analysezentrum Motion Tettnang hat uns in einem ausführlichen Interview die wichtigsten Fragen rund um das Thema „Orthopädische Einlagen“ beantwortet.
LaufSport Gralki: Wann benötigt ein Läufer aus deiner Sicht eine orthopädische Schuheinlage?
Felix Heppeler: Grundsätzlich dient eine Laufschuh-Einlage der Optimierung der Druckverteilung, der Korrektur der Fußstellung und somit auch der Schmerzlinderung beim Laufen. Der wichtigste Baustein für schmerzfreies und stabiles Laufen bleibt aber der richtige Laufschuh sowie die richtige Lauftechnik. Wenn man bereits einen gestützten Schuh läuft, benötigt man nicht unbedingt zusätzlich eine stützende Einlage. Die doppelte Stütze wäre kontraproduktiv und würde eher Schmerzen verursachen. Die Einlage kann aber so modelliert werden, dass sie den Fuß in seiner natürlichen Form bettet und ihm dadurch einen angenehmen Komfort bietet. Die sinnvollste Versorgung ist meist ein neutraler Laufschuh kombiniert mit einer individuellen Schuheinlage. Durch den Schuh wird die Grundlage gelegt und die Einlage positioniert den Fuß im Schuh so, dass eine optimale Druckverteilung stattfinden kann.
LaufSport Gralki: Wodurch unterscheidet sich eine Einlage für den Laufschuh zu einer Einlage in Alltagsschuhen?
Felix Heppeler: Das Material für die Einlagen in Alltagsschuhen und in Laufschuhen muss nicht zwingend unterschiedlich sein. Die meisten Kunden wählen für die Laufschuhe allerdings einen etwas hochwertigeren Rohling, bestehend aus zwei Komponenten: hinten etwas fester und vorne weich und flexibel. Dieser kann aber auch in den Alltagsschuhen verwendet werden. Der Hauptunterschied liegt eher in der Modellierung der Einlage. Als Beispiel hierfür ist die Vorfußpelotte zu nennen. In den Alltagsschuhen darf diese gerne etwas ausgeprägter sein. Bei den Laufschuh-Einlagen modellieren wir sie milder, da es aufgrund der höheren Belastungen beim Laufen schnell zu extrem werden kann. Letztlich ist es noch wichtig, die Einlage in den Laufschuh einzupassen. Dabei muss insbesondere auf die Taillierung des Schuhs geachtet werden.
LaufSport Gralki: Wir erleben bei uns im Laufladen oft, dass Kunden mit Einlagen kommen, bei denen der Fußabdruck direkt in einer Arztpraxis von einer Arzthelferin gemacht wird. Dieser Trittschaum wird dann an den Orthopädieschuhtechniker geschickt, der die Einlage anfertigt, den Fuß des Patienten aber nie gesehen hat. Wie läuft bei euch die Untersuchung ab, um eine individuell funktionierende Einlage anzufertigen?
Felix Heppeler: Es gibt sicherlich Kunden, bei denen die oben genannte Variante funktioniert. Oftmals treten Beschwerden aber nur unregelmäßig oder nur bei bestimmten Bewegungen auf. Daher sprechen wir mit unseren Kunden zunächst über die Probleme und erforschen die Ursachen dafür. Anschließend machen wir einen Fußabdruck mit unserem 3D-Scanner. Der Vorteil hierbei ist, dass ein dreidimensionaler Abdruck im Computer verfügbar ist, anhand dessen die Einlage mit einem speziellen Programm individuell modelliert werden kann. Je nach Indikation und Zustand des Fußes nehmen wir einen vollbelasteten oder halbbelasteten Abdruck. Um eine optimale Versorgung zu gewährleisten, empfehlen wir zusätzlich eine Gang- & Laufanalyse auf unserer vier Meter langen Druckmessplatte. Zusammen mit den Aufnahmen von zwei Kameras erhalten wir hier ein umfassendes Bild vom Bewegungsablauf. Diese Methoden machen es uns leichter, die Ursachen für die Probleme zu finden und sie anschließend zu beseitigen. Ein weiterer, aber nicht zu unterschätzender Vorteil: die Einlagen werden direkt bei uns in der hauseigenen Werkstatt gefertigt. Somit werden die Kunden von Anfang bis Ende betreut und haben immer dieselbe Anlaufstelle.
LaufSport Gralki: Orthopädische Einlagen sollten an den Laufschuh angepasst sein. Soll man zuerst die Einlagen anfertigen lassen und dann Laufschuhe kaufen, oder andersherum?
Felix Heppeler: Dieser Punkt ist wichtig und war auch ein Hauptgrund für unsere Kooperation mit „Laufsport Gralki“. Es ist schön zu wissen, dass unsere Kunden bei der Suche nach neuen Laufschuhen gut versorgt werden und dass man im Notfall nochmal Rücksprache halten kann. Für uns ist es grundsätzlich nicht schlecht, wenn wir den Schuh bei uns haben und die Einlage anschließend einpassen können. Oftmals lassen wir die Einlagen mit Absicht etwas größer, sodass wir ihnen den Feinschliff verpassen können, wenn der Schuh da ist. Es funktioniert auch andersherum, allerdings kann es sein, dass der Kunde nach dem Kauf des Schuhs dann nochmal zu uns kommen muss. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass die Kunden beim Schuhkauf von den Einlagen berichten, damit sich die Berater darauf einstellen können.